In diesem Bereich finden Sie unterschiedliche Informationen über die Geschichte unseres Dorfes.

Ein Gang durch die Gimmersdorfer Geschichte

von Emil Schoppmann M.A

Sie können diesen Gang durch die Gimmersdorfer Geschichte auch als pdf-Dokument hier herunterladen.

 

 

Die Anfänge

Zahlreiche archäologische Funde belegen, dass der Wachtberger Raum bereits früh besiedelt war. Berühmtheit erlangte der spektakuläre Fund des „Fritzdorfer Goldbechers“, welcher aus der mittleren Bronzezeit stammt. Nachdem die Römer in den Jahren von 58 bis 51 v. Chr. das linke Rheingebiet erobert hatten, bildete die Gegend um den Wachtberg ein wichtiges Versorgungsgebiet der Legionslager in Bonn und Remagen.[1]

Gimmersdorf selbst wird als Ort erstmals am 2. Januar 970 urkundlich erwähnt.[2] Der Erzbischof Gero von Köln weihte an diesem Tag die Kirche des erneuerten Klosters zu Gerresheim ein, das zu den ältesten Kanonissenstiften der Erzdiözese Köln gehört.[3] Dabei schenkte er dem Kloster Ländereien zu Rhöndorf sowie den Landkomplex zu „Ingermarestorp“. Dieser gehörte zum Bonner-Gau des Grafen Hermann I., der als Pfalzgraf von Lothringen mehrere Gaugrafschaften entlang des Rheins besaß.

Urkunde mit der Ersterwähnung des Ortes vom 2. Januar 970. Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, AA 0277 Nr. 4, Bl. 1r

Bereits zu Beginn des 9. Jahrhunderts lässt sich im benachbarten Bachem eine adlige Dame mit dem Namen Gerhild nachweisen, die in den Quellen auch „Matrona Gerhilde“ bezeichnet wird.[4] Ihrer Familie gehörte der zentrale Fronhof, von dem die Besiedlung der umliegenden Region ausging. Um 830 ließ Gerhilde eine kleine, der Mutter Gottes geweihte Holzkapelle errichten, aus der später die Oberbachemer Pfarrkirche hervorging. Um den Fronhof der Witwe Gerhild entstand im Zuge des einsetzenden Siedlungsausbaus ein Kranz von mehreren Siedlungshöfen. Dazu zählten neben Ließem und Kürrighoven auch Gimmersdorf. In der ursprünglichen Ortsbezeichnung „Germaresthorp“ lässt sich sogar noch der Namensbestandteil der Gerhilde-Sippe erkennen. Es kann somit davon ausgegangen werden, dass es sich bei Gimmersdorf um eine fränkische Gründung handelt.

Unter der Herrschaft der Grafen von Drachenfels

Als eine Ansammlung kleiner Höfe war Gimmersdorf im Mittelalter von kleinbäuerlicher Landwirtschaft geprägt. Neben den als Grundherren auftretenden Klöstern Gerresheim und Siegburg hatte auch die im frühen 13. Jahrhundert entstandene Burg Gudenau in Gimmersdorf Besitztümer. 1282 übertrug der Kanoniker Alexander von Manderscheid, der vormalige Dekan von St. Gereon in Köln, sein Gut in Gimmersdorf der Abtei Siegburg.[5]

Der Begriff „Drachenfelser Ländchen“ für die Burggrafschaft Drachenfels im Wachtberger Raum hat sechs Jahrhunderte überdauert. Über diesen Zeitraum befand sich das Gebiet im Besitz der Burggrafen von Burg Drachenfels, die einem rheinischen Uradelsgeschlecht entstammten.[6] Das Jahr 1301, als Heinrich von Drachenfels durch den Erzbischof Wigbold den Gerichtsbezirk „Bacheim“ verliehen bekam, kann als Geburtsstunde des Ländchens Drachenfels gelten.[7] Derselbe verwaltete auch die benachbarten kurkölnischen Gerichtsbezirke „up deme geuwe“, worin die Ortschaften Berkum, Gimmersdorf, Kürrighoven, Ließem und Züllighoven zusammengefasst waren, sowie „Pissenheim“ (heute Werthhoven). Alle Orte waren fortan Teil der Burggrafschaft Drachenfels und gehörten als kurkölnische Unterherrschaft zum Amt Godesberg-Mehlem im Oberamt Bonn.

© CC BY-SA 3.0 Burg Gudenau auf Wikimedia Commons

Am 13. Mai 1402 erweiterte der Burggraf Godart von Drachenfels seinen Besitz auf der linken Rheinhälfte durch den Erwerb der Wasserburg Gudenau in Villip. Eine Erblinie residierte von nun an auf der Burg Gudenau, die andere auf der Burg Drachenfels. In der Folge kam es über Generationen hinweg zu Erbauseinandersetzungen, unter denen die Bewohner des Ländchens viele Jahre zu leiden hatten. Erst 1695 ging das kurkölnische Drachenfels endgültig in den Besitz der Burgherren zu Gudenau über, nachdem die Grafen von Croy, die durch Heirat in der Nachfolge der Burgherren von Drachenfels standen, auf ihre Erbansprüche verzichtet hatten.

Hexenprozesse

Die Hexenverfolgung in der Burggrafschaft Drachenfels zählt zu den düstersten Kapiteln der Frühen Neuzeit.[8] Zahlreiche unschuldige Menschen mussten als vermeintliche Hexen und Hexer ihr Leben lassen. Von Juli 1630 bis zum Juni 1631 wurden mindestens zwei Männer und 17 Frauen wegen Hexerei zum Tode verurteilt.[9] Der Dreißigjährige Krieg und der wieder aufflammende Erbstreit um die Burggrafschaft Drachenfels führten wohl zu einer vorübergehenden Einstellung der Prozesse. Im Oktober 1643 setzte unter Ferdinand Waldbott von Bassenheim zu Gudenau die Verfolgung erneut ein.

Zu den letzten namentlich bekannten Opfern des Hexenwahns im Ländchen Drachenfels gehört Katharina Kallenbach aus Berkum.[10] Die etwa 30jährige Witwe wurde beschuldigt, willentlich durch Hexerei den Tod ihres Sohnes und eines Kalbes herbeigeführt zu haben. Der Fall kam vor den berüchtigten kurkölnischen Hexenrichter Dr. Franz Buirmann. Lange bestritt die Angeklagte immer wieder die ihr zur Last gelegten Anklagepunkte, während sie auf der Burg Gudenau den schlimmsten Folterungen unterzogen wurde. Diese brachten sie schließlich dazu, dass sie alle ihr vorgeworfenen Taten gestand. Nach der Verkündung des tödlichen Urteilsspruches wurde sie noch am selben Tag dem Scharfrichter übergeben. Auf dem Richtplatz der Burggrafschaft Drachenfels im Norden von Gimmersdorf wurde Katharina und die aus Niederbachem stammende Christina Tilmann am 27. März 1645 vor den Augen der anwesenden Menschenmenge hingerichtet. Wie viele Opfer der Hexenwahn im Drachenfelser Ländchen insgesamt gefordert hat, lässt sich nicht mehr genau feststellen, da nur ein Bruchteil der Prozessakten erhalten geblieben ist.

Auch wenn aus Gimmersdorf selbst keine Fälle überliefert sind, so diente die im Ort gelegene Hinrichtungsstätte nicht selten als Austragungsort des schaurigen Geschehens. Das Ländchen Drachenfels besaß lange Zeit kein eigenes Gerichtsgebäude, weshalb sich die Schöffen abwechselnd im Wirtshaus von Niederbachem, auf dem Kirchhof von Oberbachem oder auf dem sogenannten „Betzdorfer Hof“ in Gimmersdorf trafen.[11] 1551 erging der Beschluss, für alle Gemeinden der Burggrafschaft Drachenfels in Gimmersdorf ein eigenes Gerichtsgebäude zu bauen.[12] Es erhielt seinen festen Sitz im sogenannten Gimmersdorfer „Tuen“, einem Turm neben der späteren St. Josef Kapelle.

Das Gerichtsgebäude des Drachenfelser Ländchens befand sich im sogenannten Turm neben der Gimmersdorfer Kapelle. © Gemeindearchiv Wachtberg

Eine Kapelle für Gimmersdorf

„Lebendig gehören wir nach Berkum, tot nach Oberbachem“, so lautete ein lange Zeit in Gimmersdorf zu hörender Spruch. Bis zum Ende der Feudalzeit war die geistliche Seelsorge zwischen den Kirchen in Berkum und Oberbachem aufgeteilt. Es wurde in Berkum getauft und auf dem Friedhof in Oberbachem begraben. Diese alte Regelung ging auf die Abgabe des „Zehnt“ zurück, die jährlich zwischen dem Grafen von Blankenheim in Oberbachem und dem Kölner St. Gereon-Stift in Berkum wechselte.

Bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts besaß Gimmersdorf keine eigene Kirche, sondern gehörte wie Kürrighoven und Ließem zur Pfarrei Heilige Drei Könige in Oberbachem.[13] Für eine eigene Gemeinde war die Zahl der Gläubigen lange Zeit einfach zu klein: Noch im Jahr 1670 bestand Gimmersdorf aus gerade einmal 19 Häusern.[14] Erst als im Jahr 1703 der Berkumer Pfarrer Andreas Klings eine Vikarie stiftete, hatten die Gimmersdorfer Aussicht auf eine eigene Kapelle. Mit der Stiftung ging nämlich die Verpflichtung einher, in Gimmersdorf eine heilige Messe zu feiern. Am 22. Dezember 1714 konnte dann die selbsterrichtete Kapelle durch den Prior von Marienforst, einem Birgittenkloster bei Godesberg, eingeweiht werden.[15] Fortan wurde durch die Berkumer Vikarien zweimal in der Woche eine Heilige Messe gefeiert. Ein eigenes Tauf-, Trau- und Beerdigungsrecht hat die Kapelle dagegen nie besessen.

Die St. Josefs kapelle wurde am 22. Dezember 1714 eingeweiht © privat

Der kleine, schiefergedeckte Saalbau mit 3-seitiger Apsis und spitzem Dachreiter mit Zwiebelhaube, wurde aus verputztem Eifel-Bruchstein errichtet. Im Inneren verbirgt sich ein barocker, um 1670 entstandener Altar, der vermutlich aus dem Kloster Marienforst stammt. Das mittige, auf Leinwand gemalte Altarbild zeigt eine Szene mit Maria als „Magd des Herrn“. Sie steht auf der Treppe zum Tempel, was ihren Abschied von den Eltern symbolisiert. Bekrönt wird die Bild im Altargiebel durch ein Medaillon mit einer Christusdarstellung. Draußen verweisen ein Chronogramm und eine Statue über der eichenen Eingangstür auf den Hl. Josef als Namenspatron.

Franzosenzeit

Im Zuge der napoleonischen Koalitionskriege kam es in ganz Europa zu einer Verschiebung der politischen Machtverhältnisse. Bis Ende Oktober 1794 besetzten die französischen Revolutionstruppen das gesamte linke Rheinufer. Die Menschen litten unter der wirtschaftlichen Ausbeutung durch die Franzosen. Neben der Abgabe von Getreide, Vieh und Zugtieren mussten sie die selbst in den kleinsten Dörfern einquartierten Soldaten versorgen. Auch Gimmerdsorf war davon nicht ausgenommen. So kam es zu einem traurigen Ereignis, als am Abend des 6. Januars 1797 ein französischer Infanterist grölend durch die Straßen des Ortes zog.[16] Er gehörte zu der unter dem Kommando des Generals Lefebvre stehenden Division, die eine ihrer Abteilungen im Dorf stationiert hatte. Sein Weg, auf dem er die Einwohner durch Schüsse beunruhigte, führte ihn in das örtliche Wirtshaus. Als ihm dort jedoch ein zweiter Schoppen Wein verweigert wurde, bedrohte der Soldat den Gastwirt mit seinem Gewehr. Dieser konnte sich mit einem beherzten Sprung aus dem Fenster retten. Dagegen traf der tödliche Schuss den herbeigeeilten Gerichtsschöffen Gottfried Giersberg, der versucht hatte, den Franzosen zu besänftigen. Giersberg hinterließ eine Ehefrau und vier kleine Kinder. Der Soldat soll später zum Tod verurteilt worden sein.[17]

1798 schlossen die Franzosen die Ortschaften des Drachenfelser Ländchens und die der Reichsherrschaft Villip zur Mairie Villip im Land-Kanton Bonn zusammen. Die Bewohner waren nun Bürger der Französischen Republik. Zugleich bildete der Rhein die anerkannte Staatsgrenze. Ohne Rücksicht auf die vormaligen wirtschaftlichen und sozialen Strukturen verschwanden die alten Herrschaftsgebiete. Über Nacht verloren Adel und hohe Geistliche ihre Macht und ihren Einfluss. Die Aufhebung der Klöster beendete im Zuge der Säkularisation die jahrhundertealte bäuerliche Leibeigenschaft. Waren die Gimmersdorfer Bauern bis dahin meist Pächter ihrer Höfe gewesen, konnten sie ihren Besitz nun erheblich erweitern oder wurden selbst zu Eigentümern.

Nach dem Wiener Kongress übernahm das Königreich Preußen 1816 die Gemeindeaufteilung der Franzosen: Gimmersdorf, das damals knapp 32 Häuser zählte, blieb damit Teil der Bürgermeisterei Villip, ab 1927 Amt Villlip, mit Amtssitz in Berkum.[18]

Industrialisierung

Zwar war die napoleonische Herrschaft beendet, dennoch entbrannten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts immer wieder Hungersnöte, gesellschaftliche und politische Unruhen. Die Bevölkerung wuchs, ohne dass sich die wirtschaftlichen Gegebenheiten entsprechend verbesserten. Viele Menschen lebten am Rande des Existenzminimums und suchten deshalb anderswo ihr Glück. In den Jahren 1840 bis 1870 kam es zur ersten großen Auswandererwelle in die USA. Aus Gimmersdorf wanderte neben anderen Gabriel Kahlenborn 1858 mit seiner Frau Elisabeth geb. Weiper und dem vierjährigen Sohn Heinrich Joseph nach Nordamerika aus.[19]

Landwirtschaftliche Strukturen prägten das Bild Gimmersdorfs bis ins 20. Jahrhundert. Das Foto aus dem Jahr 1927 zeigt Bewohner und Pferde auf der Liessemer Straße 1.

Erst in der Zeit nach der Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1871 verbesserte sich allmählich die allgemeine Lage. Wie aus der Volkszählung des Jahres 1875 hervorgeht, war Gimmersdorf auf 57 Häuser angewachsen.[20] Auch die im ländlichen Bereich verzögert spürbar werdenden Folgen der Industrialisierung trugen zum wirtschaftlichen Aufschwung bei: Unter den Gebrüdern Karl und Alfred Mannesmann erlebte das 1859 gegründete Bergwerk „Laura“ im benachbarten Kürrighoven seine Blütezeit.[21] Um 1900 waren fast 200 Arbeiter aus der Region, aber auch aus Böhmen, Österreich und Italien, in den Berggruben beschäftigt.[22] Als größtes Industrieunternehmen stieg die Grube „Laura“ zum zentralen Arbeitgeber der Region auf. Der Bedarf nach Arbeitskräften war groß und konnte von der einheimischen Bevölkerung nicht gedeckt werden. Auch in Gimmersdorf wuchs durch zugezogene Berg- und Fabrikarbeiter sowie Tagelöhner die Bevölkerung. Laut Adressbuch besaß der Ort im Jahr 1907 rund 296 Einwohner.[23] Im Jahr 1912 konnte in Gimmersdorf gegen den Willen der preußischen Regierung eine neue Schule für die wachsende Zahl der Schulkinder gebaut werden.[24] Bis dahin fand der Unterricht für die Kinder in der Volksschule in Oberbachem statt. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges bremste diesen steten Aufstieg. Auch zehn Soldaten aus Gimmersdorf verloren ihr Leben im Krieg.

20. und 21. Jahrhundert

Die Zeit des Nationalsozialismus verlief in Gimmersdorf bis zum Ausbruch des Zweitem Weltkriegs weitgehend ereignislos. Jüdische Mitbewohner, Sozialdemokraten, Kommunisten oder andere politisch Verfolgte gab es hier nicht; sie waren auch in den übrigen Dörfern des Wachtberger Landes nur vereinzelt anzutreffen.[25] Erst der Ausbruch des Krieges wirkte sich durch die Einquartierung von Soldaten, Fremdarbeitern und Evakuierten auf das Gemeindeleben aus. Am 5. November 1944 verfehlten einzelne Sprengbomben nur knapp das Schulgebäude. 16 Söhne, Väter und Ehemänner des Ortes waren am Ende des Krieges gefallen oder vermisst. [26]

Durch den Zuzug von Flüchtlingen aus den Ostgebieten veränderte sich nach 1945 die Bevölkerungsstruktur erheblich. Noch 1948 lag der Anteil an Flüchtlingskindern in der Gimmersdorfer Schule bei knapp 30 %.[27] Die Feier des Lindenblütenfestes markierte im Jahr 1949 für die Gimmersdorfer Bevölkerung einen Neuanfang. Aus Anlass des 100jährigen Bestehens der Linde am Westausgang des Dorfes, organisierte der Lehrer Carl Cüppers am 25. und 26. Juni eine Feier mit Umzug und Königsschießen. Gleichzeitig wurde an der Kreuzung von Kommunal- und Berkumer Weg ein Denkmal für die Opfer beider Weltkriege eingeweiht.

Als am 29. November 1949 Bonn Regierungssitz und vorläufige Bundeshauptstadt wurde, wirkte sich dies tiefgreifend auf das Alltagsleben der Menschen rund um den Wachtberg aus. Als Sitz von Parlament, Bundesregierung und zahlreichen Bundesbehörden schwoll die Zahl der Zuzügler nicht nur in Bonn, sondern auch der weiteren Umgebung von Jahr zu Jahr an. Hatte Gimmersdorf über die Jahrhunderte hinweg ein überschaubares Wachstum erfahren, kam es in den 1960er Jahren zur Erstellung mehrerer neuer Siedlungsgebiete.[28]

© gemeinfrei

1969 wurde Gimmersdorf durch das Gesetz zur kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn (Bonn-Gesetz) mit den Gemeinden des Amtes Villip und den Gemeinden Adendorf und Fritzdorf des Amtes Meckenheim zu neuen Gemeinde Wachtberg zusammengeschlossen. Gleichzeitig erfolgte die Umbenennung des Kreises zum Rhein-Sieg-Kreis.[29]

Obwohl es weder Kindergarten, Schule noch Lebensmittelladen und aktuell auch keine Gaststätte mehr gibt, ist Gimmersdorf ein sehr lebendiges Dorf.

Seit 1976 veranstaltet der Verein „Grün-Gold-Gimmersdorf“ die über den Ort hinaus bekannten und geschätzten Karnevalsumzüge, begleitend finden auch zahlreiche Karnevalsveranstaltungen im zentralen Dorfsaal Gimmersdorfs statt.

Der 1991 gegründete Verein „Gimmersdorf Aktiv e.V.“ organisiert als Heimat- und Bürgerverein für viele gesellschaftliche Veranstaltungen zuständig, wie das Maifest, Dorf- und Spielefeste, Kartoffelfeuer für die Kinder des Dorfes, Sankt Martin mit dem Umzug durch die Straßen und Gassen des Dorfes mit anschließendem Martinsfeuer, dem Aufstellen des Dorfweihnachtsbaums. Darüber hinaus veranstaltet der Verein kulturelle Events und sorgt mit gemeinsamen Ausflügen für ein reges Dorfleben für Jung und Alt.

Zudem bietet der am 21. Juni 2000 neu eingeweihte Dorfplatz als zentraler Mittelpunkt des Dorfes von Festen bis zum Boule-Spiel ein breites Angebot an Freizeitmöglichkeiten für alle Altersgruppen. 2019 fand zudem ein Projekt seinen Abschluss, dessen Anfänge bis ins Jahr 1967 zurückreichen: Die Fertigstellung der „Umgehungsstraße Gimmersdorf“, die zu einer deutlichen Verkehrsberuhigung des Zentrums führte.

Seit 2017 ist eines der größten Projekte der Gemeinde Wachtberg, das „Dorfinnenentwicklungskonzept (DIEK) Gimmersdorf“ am Start. Damit bietet sich für Gimmersdorf die Gelegenheit, Verbesserungen für eine nachhaltige dörfliche Entwicklung aufzuzeigen und mögliche Maßnahmen im öffentlichen und privaten Bereich konkret vorzubereiten. Mit der Umsetzung dieses  über viele Jahre laufenden Projekts wurde 2022 begonnen. Zentraler Punkt ist die Erweiterung des bestehenden Dorfsaals und der kompletten Neugestaltung des Dorfplatzes hin zu noch mehr Aktivitätsmöglichkeiten der Vereine und der Bürgerinnen und Bürger. Der zentrale Kommunalweg, der den Dorfsaal von dem Dorfplatz trennt, wird hinsichtlich des Verkehrsflusses deutlich beruhigt und ökologischen Kriterien angepasst. Auch an anderen Stellen des Dorfes, wie an der Kapelle, werden weitere verkehrsberuhigende Maßnahmen vorgesehen.

Mit dem Bewusstsein für die lange geschichtliche Vergangenheit Gimmersdorfs, werden die hier lebenden Menschen auch künftig die Zukunft ihres Ortes weiter aktiv und kreativ gestalten und Genration für Generation das historische Erbe dieser kleinen, aber schönen Ortschaft weiterentwickeln .

Quellen:

[1] Franz Müller, Leben rund um den Wachtberg. Eine Zeitreise durch 30.000 Jahre Geschichte einer rheinischen Landschaft, Wachtberg 1993, S. 91 ff.

[2] Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland: AA 0277 / Gerresheim, Stift, Urkunden AA 0277, Nr. 4.

[3] Hugo Weidenhaupt (Hg.), Gerresheim 870–1970 Beiträge zur Orts- und Kunstgeschichte. Schwann, Düsseldorf 1970, S. 9.

[4] Nachfolgend: Müller, Leben rund um den Wachtberg, S. 149f. Siehe auch: Franz Müller, Die Oberbachemer Pfarrkirche von ihren Anfängen im 9. Jahrhundert bis zum Neubau von 1790, in: Chronik der Pfarrei Heilige Drei Könige Oberbachem mit Gimmersdorf, Ließem, Kürringhoven. Festschrift zur 200-Jahr-Feier. Wachtberg 1990, S. 1 ff.

[5] Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland: AA 0504 / Siegburg, Urkunden AA 0504, Nr. 123.

[6] Leopold von Ledebur, Die Edelherren, Burggrafen und Freiherren von Drachenfels, Berlin 1865, S. 70f.

[7] Nachfolgend: Müller, Leben rund um den Wachtberg, S. 190ff.

[8] Wilhelm Graf von Mirbach-Harff, Die Hexenprocesse im Ländchen Drachenfels 1630-1645, Forschungen zur Deutschen Geschichte, Bd. 21, Heft 3, Göttingen 1881.

[9] Nachfolgend: Frank Hüllen, Hexenverfolgung in Kürrighoven, in: Verein für Brauchtumspflege und Ortsverschönerung Oberbachem e.V. (Hg.), 28. Juni 856 Coruuingoua / Kürrighoven 28. Juni 2006, Wachtberg-Kürrighoven 2006, S. 41–48.

[10] Vgl.: Müller, Leben rund um den Wachtberg, S. 251ff.

[11] Müller, Leben rund um den Wachtberg, S. 211.

[12] Heiner Pilger, „Von Ingermarestorp zu Gimmersdorf“. Geschichte und Geschichten von und aus Wachtberg-Gimmersdorf, herausgegeben vom Heimat- und Bürgerverein „Gimmersdorf Aktiv e.V.“, Wachtberg 2007.

[13] Pfarrei Heilige Drei Könige (Hg.): Chronik der Pfarrei Heilige Drei Könige Oberbachem mit Gimmersdorf, Ließem, Kürrighoven. Anlässlich der 200-Jahr-Feier der Drei-Königs-Kirche als Festschrift herausgegeben von der Katholischen Kirchengemeinde Wachtberg-Oberbachem am 30. September 1990. Loseblatt-Ausgabe.

[14] Wilhelm Fabricius, Einteilung und Entwickelung der Territorien von 1600 bis 1794. Die Karte von 1789. Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, Bd. 2, Bonn 1898, S. 61.

[15] Nachfolgend: Dr. Hans Peter Arendt u.a. (Hg.), 275 Jahre Kapelle in Gimmersdorf – Historisches und Histörchen aus unserem Dorf, Wachtberg-Oberbachem 1996².

[16] Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland: AA 0632 / Lande zwischen Maas und Rhein AA 0632, Nr. 1227.

[17] Müller, Leben rund um den Wachtberg, S. 268f.

[18] Frank Hüllen, Menschen und Häuser, in: Verein für Brauchtumspflege und Ortsverschönerung Oberbachem e.V., (Hg.), 28. Juni 856 Coruuingoua / Kürrighoven 28. Juni 2006, Wachtberg-Kürrighoven 2006, S. 71.

[19] Landesarchiv NRW: Auswanderer aus dem Rheinland, BR 0009 222 133. Siehe hierzu: https://gedbas.genealogy.net/person/show/1160105552, Stand: 16.11.2021.

[20] Hüllen, Menschen und Häuser, S. 73.

[21] Axel Kolfenbach, „Glück auf! Laura“, in: Verein für Brauchtumspflege und Ortsverschönerung Oberbachem e.V., 28. Juni 856 Coruuingoua / Kürrighoven 28. Juni 2006, Wachtberg-Kürrighoven 2006, S. 53–64.

[22] Müller, Leben rund um den Wachtberg, S. 363f.

[23] Adressbuch des Landkreises Bonn, 1. Ausgabe, Bonn 1907, S. 214f.

[24] Pilger, „Von Ingermarestorp zu Gimmersdorf“, S. 10.

[25] Müller, Leben rund um den Wachtberg, S. 400f.

[26] Zum Gimmersdorfer Kriegerdenkmal siehe: http://www.denkmalprojekt.org/2021/gimmersdorf_gem-wachtberg_rhein-sieg-kreis_wk1_wk2_nrw.html, Stand: 20.11.2021.

[27] Am 10.02.1948 gab es 65 Schulkinder, davon 19 Flüchtlingskinder. Vgl.: Pilger, „Von Ingermarestorp zu Gimmersdorf“, S. 15.

[28] Müller, Leben rund um den Wachtberg, S. 434ff.

[29] Andrea Rönz, Rhein-Sieg-Kreis, in: Internetportal Rheinische Geschichte: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rhein-sieg-kreis/DE-2086/lido/57d125b713f011.89253337, Stand: 20.11.2021.

Wachtberger Baudenkmal

Neben der Kapelle ist unmittelbar angebaut ein Baudenkmal, das 1752 als Gerichtsstelle für das „Drachenfelser Land“durch Freiherr Waldbott von Bassenheim zu Lüftelberg und Gudenau errichtet wurde

(Bildquelle:© privat)


Das Haupthaus ist überwiegend im Originalbestand. Erd- und Untergeschoss aus Trachytstein. Das Obergeschoß ist aus Fachwerkständerbau mit Krüppelwalmdach; ursprünglich war es ein Satteldach. Die Türeinfasssung besteht aus Naturstein mit Segmentbogen und vorgratendem Schlußstein. Darauf ist ein geschweiftes Wappenkreuz der Dynastenfamilie von Bassenheim mit der Jahreszahl  der Fertigstellung.

(Bildquelle: © privat)


Unter Denkmalschutz gestellt durch das Land Nordrhein-Westfalen im Jahr 1987. Der Anbau stammt allerdings aus neuerer Zeit.

Im Jahr 1989 feierte die katholische Kirchengemeinde das 275-jährige Bestehen der St. Josefs Kapelle. Zu diesem Anlass wurde eine kleine Festschrift (52 Seiten, DIN A 5) mit allerlei Historischem und einigen Histörchen herausgegeben. Diese Broschüre wurde 1996 in einer zweiten Auflage nachgedruckt. Sehr interessant für alle, die sich in das Jahr 1989 und die damalige Zeit zurückversetzen möchten. Im Inhalt geht es aber nicht nur um Kirchliches, sondern auch um weltliche Themen.

Von Ingermarestop nach Gimmersdorf Geschichte und Geschichten von und aus Wachtberg-Gimmersdorf

2007 stellte Heiner Pilger ein Heft mit einigen wichtigen Punkten aus der Gimmersdorfer Geschichte zusammen. Dieses Heft inklusive einiger Ergänzungen aus dem Jahr 2019 kann hier als pdf heruntergeladen werden. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Kirchen und Kapellen in der Gemeinde Wachtberg

Hans Peter Schiffer veröffentlichte 2019 in der zweiten Auflage eine Übersicht über die verschiedenen Kirchen und Kapellen in der Gemeinde. Das Buch ist leider derzeit vergriffen.